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Archäologie in Baden - Expothek

Bild: Impression Audiostation zu archäologischen Fundarten, © Badisches Landesmuseum, Foto: ARTIS – Uli Deck.
Bild: Impression Audiostation zu archäologischen Fundarten, © Badisches Landesmuseum, Foto: ARTIS – Uli Deck.

Das Badische Landesmuseum in Karlsruhe geht mit seiner neuen Sammlungsausstellung „Archäologie in Baden – Expothek1“ neue Wege. Die frühsten Stadien menschlichen Lebens in der Region des heutigen Badens werden hier mit modernster Technologie verknüpft. Museumsbesucher*innen werden in diesem Pilotprojekt als Museumsnutzer*innen verstanden.

 

Es geht los… im Dunkeln

In der neuen Sammlungsausstellung steht man zunächst fast im Dunkeln. Im Zentrum des ersten Ausstellungsraums ist die Form Badens auf dem Boden aufgebracht. Kleine Lichtpunkte markieren archäologische Fundstellen. Um den Umriss gruppieren sich dreizehn Säulen; jede Säule widmet sich einem Thema, das durch eines oder wenige zentrale Objekte versinnbildlicht wird. Die Objekte sind nicht durch Texte begleitet, nähere Informationen kann der / die Nutzer*in über den Nutzerausweis, auf einem in die Säule integrierten Bildschirm, abrufen. Je nach Nutzer*innengruppe variieren die Informationen: es gibt je eine Version für Kinder und Erwachsene auf Deutsch und eine englische Variante.

 

Die hintere Wand des Ausstellungsraums wird von einer großen Vitrine dominiert. In verschieden großen Fächern befinden sich Objekte, die für Besucher*innen zunächst noch im Dunkeln liegen. Vier Audiostationen sind vor der Vitrine aufgebaut, je eine pro Fundkategorie. Durch das Herausnehmen des Hörers werden je nach Audiostation die Einzelfunde, Siedlungsfunde, Grabfunde oder Hortfunde in der Vitrine angeleuchtet. In kurzen Audiobeiträgen werden die Fundkategorien und ihre Besonderheiten beschrieben und die Besucher*innen bekommen die Gelegenheit, die Objekte von ihrem Standpunkt an der Audiostation aus zu betrachten.

 

Mit dem Nutzerausweis als Werkzeug haben die Besuchenden im Eröffnungsraum Zugriff auf weitere Informationen zu ausgewählten Objekten. Der Auftakt in die Ausstellung bleibt also recht „klassisch“ für Besucher*innen. Dies ändert sich schlagartig mit Betreten des nächsten Raumes.

Bild: Impression ExpoPhone, © Badisches Landesmuseum, Foto: ARTIS – Uli Deck.
Bild: Impression ExpoPhone, © Badisches Landesmuseum, Foto: ARTIS – Uli Deck.

In das Licht…die Expothek

Vom dunkeln Auftaktraum tritt man um die große Wandvitrine herum. Die wenigen Schritte führen die Besucher*innen nicht nur von einem Raum der Ausstellung in den nächsten – es geht vom Dunklen ins Licht, von der Vergangenheit – in die Zukunft?! Fast ein wenig geblendet hält man inne – der sich öffnende große Raum - die Expothek - ist ganz in Weiß gehalten. Die Seitenwände werden komplett von Vitrinen mit unterschiedlichen Objekten eingenommen, unterhalb der Vitrinen befinden sich weiße Schubladen zum Herausziehen. Der Raum wird dominiert von drei großen digitalen Tischen, den ExpoDesks, um die sich jeweils acht Hocker gruppieren. Hier wird der / die Besucher*in zur Nutzer*in des Museums. Ein*e Explainer*in, erkennbar am weißen Laborkittel, begrüßt die Nutzer*innen und überreicht ein ExpoPhone, in das der Nutzerausweis eingesteckt wird. Nach einer Einführung in das Gerät und die Nutzung der Tische können Nutzer*innen auf Entdeckungsreise gehen – alle Vitrinen und Schubladen sind mit Codes versehen – mittels Augmented Reality kann der / die Nutzer*in Informationen zu den Objekten abrufen oder auch „klassischer“ mit dem ExpoPhone die einzelnen Vitrinen und Schubladen ortsunabhängig aufrufen, um sich dann weiter zu vertiefen.

 

Sämtliche Begleittexte, Querverweise und Zusatzinformationen sind über das ExpoPhone abrufbar – die realen Objekte werden nicht durch Texte gerahmt. So ist es möglich, deutlich mehr Objekte zu zeigen und deutlich mehr Informationen zur Verfügung zu stellen. In der realen Welt sind „nur“ die Objekte zu sehen, während in der virtuellen Welt für Nutzer*innen eine große Fülle an Informationen angeboten wird, die je nach Interesse der Nutzer*innen abgerufen werden kann – aber nicht muss.

 

Besonders interaktiv wird es an den ExpoDesks – an jeder Tischecke befindet sich eine Station für ein ExpoPhone – so können vom Tisch auf das Gerät „Herausforderungen“ überspielt werden. Die Nutzer*innen sind auf diese Weise in der Lage, individuell und interaktiv die Objekte im Raum zu erkunden. So lautet eine „Herausforderung“ Objekte zu suchen, auf denen Tiere abgebildet sind. Eine andere verlangt nach Ausstellungsstücken, die mit Kampf zu tun haben, zu welchen man dann noch Fragen beantworten kann. Den Nutzer*innen steht es aber auch offen, am Tisch zu bleiben und hier sämtliche sich im Raum befindende Objekte aufzurufen und sich über diese zu informieren. Es bietet sich die Möglichkeit, nach Funden an bestimmten Orten zu suchen und auch an den ExpoDesks können Aufgaben auf verschiedenen Levels (Anfänger*in, Hobbyforscher*in und Expert*in) bearbeitet werden. Von Fragen zu den Ausstellungsgegenständen, über das Zusammensetzen von Abbildungen der Artefakte bis hin zum chronologischen Ordnen verschiedener Objekte: Je nach Interesse und Vorliebe können sich die Museumsnutzer*innen hier nach Herzenslust austoben. 

Bild: Impression Expothek, © Badisches Landesmuseum, Foto: ARTIS – Uli Deck.
Bild: Impression Expothek, © Badisches Landesmuseum, Foto: ARTIS – Uli Deck.

Reise in die Vergangenheit – das Expolab

Im letzten Teil der Sammlungsausstellung warten an drei Stationen je zwei Virtual Reality Brillen auf die Museumsnutzer*innen. Als „Eintrittsportal“ in die Vergangenheit dient jeweils ein Schaukasten, der zentrale Objekte zum Thema der VR zeigt. Durch die VR Brille blickt man auf die Objekte in der Vitrine und wählt zunächst die Sprache aus. Dann taucht man in die Vergangenheit ein. Scherben weisen den Weg in ein Haus zur Zeit der Linienbandkeramik. Die Nutzer „bewegen“ sich durch Fokussierung auf verschiedene Punkte im Haus und können so beim Weben, Brotbacken, Kochen und bei der Herstellung von Werkzeugen zusehen. Es ist auch möglich, aus dem Haus herauszutreten und sich aus „luftiger Höhe“ einen Überblick über die Siedlung zu verschaffen. Die nächste VR Station leitet uns in die Bronzezeit und die Nutzer*innen haben die Möglichkeit, die Verarbeitung von Metall zu beobachten und sich einen Einblick in verschiedene Arbeitsschritte zu verschaffen. Die letzte VR Station führt den / die Nutzer*in zunächst in einen Wald. Hier kann man sich die Ausstattung eines wohlhabenden Reiters zur Merowinger-Zeit anschauen – es lohnt sich für die Nutzer*innen, sich auch etwas umzuschauen – es sei nur so viel verraten, die Geschichte des Reiters endet nicht im Wald…

 

Die Sammlungsausstellung „Archäologie in Baden“ versteht sich als Pilotprojekt, das die Potentiale der Digitalisierung im Museum austesten möchte. Besonders deutlich wird dies dadurch, dass der Nutzerausweis durch Onlineregistrierung zur Jahreskarte für die Ausstellung im Museum wird und der Ausstellungskatalog den Nutzer*innen auch zu Hause online zur Verfügung steht. „Archäologie in Baden“ soll dazu anregen, sich mit den Exponaten detailliert und auch wiederholt vor Ort auseinanderzusetzten.

 

Es besteht auch die Möglichkeit, nach der Registrierung für den nächsten Besuch eine Objektvorlage zu buchen. Entweder man sucht sich ein bestimmtes Objekt aus oder man lässt sich überraschen, dann wählt der / die Explainer*in aus. Ein Teil der Objekte ist zur Vorlage bestimmt, kann also aus nächster Nähe mit der Lupe betrachtet werden, außerdem gibt es auch einige Objekte, die unter Anleitung der Explainer*innen in die Hand genommen werden können.

 

Für bereits Interessierte bietet Archäologie in Baden neue Möglichkeiten der Auseinandersetzung, doch durch den interaktiven und modernen Zugang können hier eventuell auch Nutzer*innen ins Museum gelockt und für die Sammlung interessiert werden, die sonst wahrscheinlich nicht ins Landesmuseum gekommen wären.

 

Ein Beitrag von Sarah Elisabeth Huber

Quellen zu diesem Text


Daten im Überblick

Museum: Badisches Landesmuseum Karlsruhe

Ausstellungen: Dauerausstellung der Sammlungen und wechselnde Sonderausstellungen  

Kontakt: Schlossbezirk 10, 76131 Karlsruhe

 

Öffnungszeiten Sammlungsausstellungen: Dienstag bis Donnerstag 10-17 Uhr Freitag bis Sonntag & Feiertage 10-18 Uhr 

Eintrittspreise Archäologie in Baden (+Sammlungen): 12 € / 10 € ermäßigt / unter 18 Jahren frei

Führungen: verschiedene öffentliche und buchbare Führungen

Führungen für Schulklassen: Überblicksführungen und auch Führungen mit weiterführenden Angeboten mit thematischem Schwerpunkt und Werkstattarbeit buchbar

Besonderheit: nach der Onlineregistrierung des Nutzerausweises ist es möglich Objektvorlagen zu buchen – Exponate können so aus nächster Nähe betrachtet und ausgewählte Exponate auch angefasst werden / Für Gruppen ist es möglich eine Objektvorlage direkt nach einer Führung zu erleben

 

Link zur Homepage: https://www.landesmuseum.de/museum

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1 Hinweis: "Expothek" ist ein geschützter Begriff des Badischen Landesmuseums und wird in unserem Beitrag ausschließlich zur rezensierenden Beschreibung der Ausstellung zitiert. 


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