„fuer benin stehen fuenfzehntausend mark bereit brief folgt = graf linden“.[1] Erleichterung spricht aus diesem Telegramm vom 23. November 1898. Denn: Ein „Gönner“[2], d.h. ein Geldgeber, war gefunden.
Knapp zwei Wochen zuvor hatte Felix von Luschan (1854–1924), Direktorialassistent am Königlichen Museum für Völkerkunde zu Berlin, an Karl von Linden (Abb. 1, 1838–1910), den Nestor des Museums für Völker- und Länderkunde in Stuttgart (das heutige Linden-Museum), geschrieben, er stünde in „Unterhandlung wegen einer grossen Benin-Sammlung“, könne aber aufgrund fehlender Mittel nicht alle Stücke (Bronzen) für Berlin kaufen und würde einen Großteil, insgesamt 53 Bronzeköpfe und -platten dem Stuttgarter Museum anbieten.[3] Linden war begeistert, jedoch fehlte auch ihm das Geld. Daher wandte er sich an den Heilbronner Fabrikanten Carl Knorr (1843–1921): Dieser solle eine Serie der Bronzen kaufen und Lindens Museum schenken. Doch aufgrund welcher Motive engagierte sich Knorr für den Kauf kolonialer Raubkunst? Und wie fügt er sich in die zeitgenössischen Erwerbsnetzwerke ethnologischer Museen ein?
Die Benin-Bronzen: begehrte Ware
Zunächst ein Blick auf die begehrten Objekte: Am 18. Februar 1897 hatten britische Truppen Benin-City geplündert und über 2.000 Bronzen und andere Ethnographica nach Europa gebracht.[4] Ab Mitte 1897 wurden die Bronzen europaweit gehandelt und 1898 hatte sich ein pulsierender Markt entwickelt.[5] Eine lebhafte Konkurrenz trieb die Preise hoch, rief aber auch Kooperationen zwischen ethnologischen Museen hervor. Galt es oft, die Artefakte von im Untergang begriffenen Kulturen dauerhaft zu „retten“,[6] ging es bei den Benin-Bronzen in erster Linie darum, qualitativ und quantitativ herauszustechen.[7] Davon angetrieben versuchten sowohl Luschan als auch Linden jeweils die besten Stücke zu sichern. Ihr intensiver Briefwechsel enthält Details zum Kauf der Objekte und gibt Einblick in die Erwartungen und Sorgen der Beteiligten. Immer wieder fällt die Angst vor dem Scheitern des Projekts auf. Zudem war Knorrs Beitrag, auch wenn er am 23. November 15.000 Mark (umgerechnet ca. 120.000 Euro)[8] zugesagt hatte, keineswegs sicher. Zwei Tage später, musste Linden nach Berlin melden: „garantieschein 26 stunden nach unterzeichnung zurueckgezogen, morgen fruehe entscheidende telefon besprechung mit goenner“.[9]
Carl Knorr – Geldgeber und Netzwerker
Carl Knorr (Abb. 3) war 1898 ein angesehener Geschäftsmann. Sein Unternehmen expandierte: Die Suppenpräserven, allen voran die 1889 auf den Markt gebrachte Erbswurst, waren ein Verkaufsschlager. Stolz hatte sich die Firma 1897 auf der Heilbronner Industrie- und Gewerbeausstellung als „Unternehmen von Weltgeltung“ präsentiert.[10]
In Korrespondenz mit Linden und Luschan verhandelte Knorr hart. Dies wird in einem Brief deutlich, den Lindens Kollege Kurt Lampert (1854–1918) am 27. November an Luschan schreibt: Nach „einer langen Nachzuredung“ habe sich Knorr doch noch umstimmen lassen, das Geld bereitzustellen. Dafür stellte er aber die Bedingung, persönlich beim Kauf dabei zu sein.[11] So reisten am 11. Dezember Lampert (im Auftrag Lindens) und Knorr nach Berlin, wo sie von Luschan empfangen wurden.[12]
Für Knorr war dies die Gelegenheit, bei einem gemeinsamen Abendessen Kontakt zu Luschan zu knüpfen.[13] Hier zeigt sich die Ambition eines Industriellen, sich als Teil einer großbürgerlichen Elite zu bestätigen, die sich in exklusiven Netzwerken konstituierte.[14] Knorr suchte also nach Geschäftskontakten und Zugang zur Berliner High Society. In Luschan, der dort bestens vernetzt war[15] und wertvolle Kontakte zu Hamburger Handelshäusern unterhielt,[16] fand Knorr beides.
Zudem wollte sich Knorr vom materiellen und ästhetischen Wert der Bronzen überzeugen. Denn bürgerliches Mäzenatentum beruhte auf der „Inszenierung sozialer Macht mit Mitteln der Kultur“.[17] Der Name eines Mäzens verband sich öffentlichkeitswirksam mit seiner Stiftung. Dies ist auch bei Knorr der Fall: 1901 veröffentlichte Luschan die Abhandlung „Die Karl Knorr’sche Sammlung von Benin-Bronzen“.[18] Die Erstellung eines Katalogs mit dem Stifternamen im Titel war schon im Briefwechsel angeregt worden.[19]. Knorr bezweckte also, die Reputation des eigenen Namens mithilfe des Prestiges der Sammlung zu erhöhen. Dieses kulturelle Kapital[20] war umso größer, je exklusiver und einzigartiger die Sammlung wahrgenommen wurde. Er verließ sich nicht auf die Fachkenntnis Luschans (Abb. 4) oder Lindens, sondern versicherte sich persönlich der Qualität der Stücke.
Knorr nutzte seine Reise auch, um selbst Objekte zu kaufen. Er schrieb noch in Berlin an Luschan: „Vielen Dank [...] für die Nachricht, daß ich die Hamburger Sachen zu M. 340,– erhalten habe“.[21] Vermutlich handelte es sich ebenso um Artefakte kolonialer Provenienz; denn Hamburg war der größte Umschlagplatz für Kolonialwaren und Luschan in Berlin Dreh- und Angelpunkt bei Erwerb und Weitervermittlung kolonialer Kunstobjekte. Zudem verzeichnet der Katalog der deutschen Marine- und Kolonialausstellung von 1902 eine eigene Sammlung Knorr.[22] Außerdem war er Mitglied der deutschen Kolonialgesellschaft.[23] Hier überkreuzen sich wirtschaftliche und persönliche Interessen. Kolonialaffinität gehörte im großbürgerlichen Milieu zum guten Ton[24] und Knorr hatte handfeste Geschäftsinteressen: Seine Suppenpräserven verkauften sich besonders gut in Übersee.[25] Knorr sah zusätzlich eine persönliche Chance: Industrielle Eliten suchten um die Jahrhundertwende verstärkt Staatsnähe.[26] Im ehemaligen Kammerherrn Karl von Linden hatte Knorr einen Kontakt, der über direkten Zugang zum württembergischen König verfügte.[27] Zudem waren von den 15.000 Mark nur zwei Drittel für Stücke für Lindens Museum vorgesehen. Für die restlichen 5.000 Mark sollten Bronzen für den württembergischen Staat erworben werden.[28] Knorr bestand hartnäckig darauf, dass der Versand der Serie für den Staat über Heilbronn erfolgte.[29] So wäre er in direkte Beziehung zum Hof getreten. Nur mit Mühe erwirkten Linden und Lampert den Direktversand der Stücke nach Stuttgart.[30] Allerdings mussten sie akzeptieren, die Objekte zunächst nur als Leihgabe zu erhalten.[31]
Wahrscheinlich hing diese doppelte strategische Annäherung an den Hof mit Knorrs Ernennung zum Kommerzienrat 1899[32] zusammen. Dieser Titel war bei Unternehmern sehr begehrt[33] und Mäzenatentum war ein typischer Weg, in dieser Weise anerkannt zu werden.[34] Hatte womöglich Linden Knorr vorgeschlagen? Für eine eindeutige Antwort bräuchte es weitere Quellen.
Knorr, ein Profiteur des Kolonialismus?
Mit seinem Engagement erweiterte Knorr sein persönliches Netzwerk, wandelte ökonomisches in soziales Kapital um[35] und empfahl sich staatsnahen Kreisen. So bestätigte er sich als Teil einer wirtschaftlich-kulturellen Elite. Die Benin-Bronzen waren eine willkommene Gelegenheit, die öffentliche Ausstellung kolonialer Objekte zu unterstützen. Denn die museale Projektion blendete die gewaltsamen Erwerbsumstände aus und diente der „wissenschaftlichen Legitimierung der kolonialen Expansion“.[36]
Im Jahr 2022 wurde schließlich ein Großteil der Bronzen an Nigeria restituiert.[37] Auch hat das Linden-Museum 2016 (entfristet seit 2021) eine Provenienzforschungsstelle eingerichtet.[38] Dass die lokale Presse jedoch noch 2004 stolz verkündete, „die erste Würdigung afrikanischer Kunst von europäischer Seite“ sei „mit einem Heilbronner Namen verbunden“,[39] zeugt nicht nur davon, dass die kolonialen Hintergründe der Benin-Bronzen lange unbeachtet blieben,[40] sondern verdeutlicht auch, wie tief der deutsche Kolonialismus auch abseits der Metropolen gesellschaftlich verwurzelt war.
Ein Beitrag von Clemens Eberlein
Ich danke Markus Himmelsbach vom Lindenmuseum für seine konstruktiven Anmerkungen und weiterführenden Hinweise.
[Der Beitrag wurde am 10.11.2024 aktualisiert und erschien anschließend auch auf dem Blog des Stadtarchivs Heilbronn unter: https://hnhist.hypotheses.org/6182 (externer Link).]
Quellenverzeichnis:
Archiv des Linden-Museums Stuttgart, Korrespondenzmappe Knorr.
BArch R 8023/254 („Mitgliederverzeichnisse und Satzungen des Deutschen Kolonialvereins“), Bundesarchiv Berlin-Lichterfelde.
SMB-EM, I/MV 0765 („Die Erwerbung ethnologischer Gegenstände aus der Benin-Expedition“, Bd. 2), Staatliche Museen zu Berlin, Ethnologisches Museum. Permalink: https://id.smb.museum/object/785013.
StadtA Heilbronn, D 103, Mappe 1, Nachlass Knorr, Stadtarchiv Heilbronn.
StadtA Heilbronn, E002–1111, „Katalog für die Deutsche Marine und Kolonial-Ausstellung unter dem Protektorat Sr. Durchlaucht des Fürsten Carl v. Urach Grafen von Württemberg vom 15. Mai bis Anfang Juni 1902 zu Heilbronn a. N. in den Sälen der Harmonie“, Stadtarchiv Heilbronn.
StadtA Heilbronn, ZS–6374, „Deutsche Kolonialgesellschaft, Ortsgruppe Heilbronn“, Stadtarchiv Heilbronn.
StadtA Heilbronn, ZS–12972, „Knorr, Karl (Carl) Heinrich Eduard; Fabrikant, Kommerzienrat“, Stadtarchiv Heilbronn.
Literaturverzeichnis:
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Bilder:
*Abb. 1: Karl Graf von Linden (1838–1910, vor 1910). Quelle: Wikimedia Commons, PublicDomain, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Karl_Graf_von_Linden.jpg (26.09.2024).
**Abb. 2: Benin-Bronzen, heute im Linden-Museum als Dauerleihgabe der National Commission for Museums and Monuments (NCMM) Nigeria, ausgestellt. Quelle: Figurenrelief / Dominik Drasdow, Linden-Museum Stuttgart, CC BY-NC-SA 4.0, https://sammlung-digital.lindenmuseum.de/de/objekt/figurenrelief_12527 (Abruf: 26.09.2024).
***Abb. 3: Carl Heinrich Eduard Knorr (1843–1921, um 1913). Quelle: StadtA Heilbronn, ZS-12972, Porträt aus Knorr, Carl H. (Hrsg.): 100 Jahre Knorr 1838–1938. Bilddokumente aus der Entwicklung der C.H. Knorr AG, Heilbronn 1938. CC BY-SA 4.0, Permalink: https://archivsuche.heilbronn.de/plink/e-34621.
****Abb. 4: Felix von Luschan (1854–1924, um 1907. Quelle: Wikimedia Commons, PublicDomain, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Felix_von_Luschan_(BerlLeben_1907-02).jpg (26.09.2024).
Fußnoten:
[1] SMB-EM, I/MV 0765, E 1151/1898, Bl. 211 („Die Erwerbung ethnologischer Gegenstände aus der Benin-Expedition“, Bd. 2), Staatliche Museen zu Berlin, Ethnologisches Museum. Permalink: https://id.smb.museum/object/785013 (02.10.2024).
[2] Der Begriff „Gönner“ wird regelmäßig für externe Geldgeber verwendet (vgl. ibid. Bl. 206 / Bl. 229). Zeitgenössische Synonyme sind „Stifter“ oder „Mäzen“. Vgl. Frey, Manuel: Die Moral des Schenkens. Zum Bedeutungswandel des Begriffs „Mäzen“ in der Bürgerlichen Gesellschaft, in: Gaehtgens, Thomas W. / Schieder, Martin (Hrsg.), Mäzenatisches Handeln, Studien zur Kultur des Bürgersinns in der Gesellschaft. Festschrift für Günter Braun zum 70. Geburtstag (Bürgerlichkeit, Wertewandel, Mäzenatentum 1), Berlin 1998, S. 11–29, hier S. 21. Zum Begriff des „Stifters“ vgl. Pielhoff, Stephen: Stifter und Anstifter. Vermittler zwischen „Zivilgesellschaft“, Kommune und Staat im Kaiserreich, in: Geschichte und Gesellschaft 33/1, 2007, S. 10–45.
[3] SMB-EM, I/MV 0765, E 1151/1898, Bl. 205. Brief von Luschan an Linden (10.11.1898). Luschan erhielt die Bronzen über das Hamburger Handelshaus H. Bey & Co. Vgl. ibid. Bl. 155–169.
[4] Vgl. Habermas, Rebekka: Benin Bronzen im Kaiserreich – oder warum koloniale Objekte so viel Ärger machen, in: Historische Anthropologie 25/3, 2017, S. 327–352, hier S. 336; Zu den Kolonialexpeditionen vgl. auch: Plankensteiner, Barbara, Benin. Geraubte Geschichte, Berlin, 2.Aufl. 2023, S. 22.
[5] Vgl. Penny, H. Glenn: Im Schatten Humboldts. Eine tragische Geschichte der deutschen Ethnologie, München 2019, S. 121–122. Siehe auch: Luschan, Felix von: Die Karl Knorr’sche Sammlung von Benin-Altertümern im Museum für Länder- und Völkerkunde in Stuttgart, Berlin 1901, S. 3.
[6] Vgl. Habermas (2017), Benin Bronzen, S. 331: Das Schlagwort ist "salvation paradigm“.
[7] Dies zeigt ein Brief Luschans an Linden vom 28.11.1898. SMB-EM, I/MV 0675, E 1151/1898, Bl. 222. Siehe auch: Penny (2019), Im Schatten Humboldts, S. 123.
[8] Vgl. Deutsche Bundesbank (bundesbank.de): Kaufkraftäquivalente historischer Beträge in deutschen Währungen, Referenzjahr 2023, Stand: 19.01.2024, URL: https://web.archive.org/web/20240906161439/https://www.bundesbank.de/resource/blob/615162/94b87ff6d25eceb84c9cfb801162b334/mL/kaufkraftaequivalente-historischer-betraege-in-deutschen-waehrungen-data.pdf (Abruf: 8.9.2024).
[9] SMB-EM, I/MV 0765, E 1151/1898, Bl. 217.
[10] Zur Geschichte Knorrs vgl. Weckbach, Hubert: Mit der Erbswurst um die Welt – Carl Heinrich Knorr und seine Söhne Carl und Alfred, in ders. Heilbronner Köpfe (Kleine Schriftenreihe des Archivs der Stadt Heilbronn 42), Heilbronn 1998, S. 40–49, hier S. 40, 48.
[11] SMB-EM, I/MV 0765, E 1151/1898, Bl. 227.
[12] Vgl. ibid., Bl. 230: Brief von Lampert an Luschan (4.12.1898): Anreise vom 10. auf 11. Dezember. Vgl. zur Abreise ibid., Bl. 240: Brief von Knorr an Luschan (18.12.1898). Die Rückfahrt war vermutlich am 17., frühestens am 15. Dezember.
[13] Vgl. ibid, Bl. 238: Brief von Knorr an Luschan (15.12.1898).
[14] Vgl. Heisig, Ines: Kulturförderung als Prestigepolitik. Der Aufstieg der Unternehmerfamilie Heyl im Deutschen Kaiserreich, Berlin/Boston 2023, S. 18. Siehe auch: Clemens, Gabriele B.: Städtische Kunstsammler und mäzenatisches Handeln. Französisch-deutscher Kulturtransfer im 19. Jahrhundert, in: Gammal, Jean El / Lüsebrinck, Hans-Jürgen / Clemens, Gabriele B. (Hrsg.), Städtischer Raum im Wandel / Espaces urbaines en mutation. Modernität – Mobilität – Repräsentationen, Berlin 2011, S. 105–120, hier S. 117. Sie spricht von einer „adlig-bürgerlichen Elitenkultur“.
[15] Vgl. Stelzig, Christine: Afrika am Museum für Völkerkunde zu Berlin, 1873–1919. Aneignung, Darstellung und Konstruktion eines Kontinents, Herbolzheim 2004, S. 84, 86. Siehe auch: Penny (2019), Im Schatten Humboldts, S. 123.
[16] Vgl. SMB-EM, I/MV 0765, E 1088/1898 / E 1151/1898, Bl.155–169: Briefwechsel mit H. Bey & Co.
[17] Frey, Manuel: Macht und Moral des Schenkens. Staat und bürgerliche Mäzene vom späten 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart (Bürgerlichkeit, Wertewandel, Mäzenatentum 4), Berlin 1999, S. 13.
[18] Luschan (1901), Die Karl Knorr’sche Sammlung.
[19] Linden-Museum, Korrespondenzmappe Knorr, Nr. 1524, Brief von Luschan an Linden, 14.12.1898.
[20] Eine Fotografie (1990) dieser Tafel findet sich im Stadtarchiv Heilbronn: StadtA Heilbronn, D 103, Mappe 1 (Nachlass Knorr). Das Original hängt im Wanner-Saal des Lindenmuseums. Insgesamt 14 Namen.
[21] Bourdieu, Pierre: Ökonomisches Kapital, kulturelles Kapital, soziales Kapital, in: Bauer, Ullrich / Bittlingmayer, Uwe / Scherr, Albert (Hrsg.), Handbuch Bildungs- und Erziehungssoziologie, Wiesbaden 2012, S. 229–242, hier S. 235: „kulturelles Kapital ist materiell übertragbar“. Erstveröffentlichung in Kreckel, Reinhard (Hrsg.), Soziale Ungleichheiten, Soziale Welt, Sonderband 2, Göttingen 1983, S. 183–193.
[22] SMB-EM, I/MV 0765, E 1151/1898, Bl. 238. Brief von Knorr an Luschan (15.12.1898).
[23] StadtA Heilbronn, E002–1111, Bl. 11, Nr. 67 („Waffen aus dem deutschen Südseegebiet“, in: Katalog für die Deutsche Marine- und Kolonial-Ausstellung), S. 18. Vgl. auch: StadtA Heilbronn, ZS–12972, Nr. 10 (Neckarzeitung vom 05.09.1921), S. 6: „Heilbronner Chronik. Kommerzienrat Karl Knorr †“: „Die kolonialen Bestrebungen Deutschlands hatten in ihm einen warmen Förderer“, „besaß selbst eine reiche Sammlung kolonialer Erzeugnisse“.
[24] BArch R 8023/254, S. 75 (Deutscher Kolonialverein, Mitgliederverzeichnis, abgeschlossen Ende Dezember 1883, S. 47). Vgl. auch StadtA Heilbronn, ZS–6374, Bl. 1. Knorr war ab 1883 Mitglied im 1882 gegründeten deutschen Kolonialverein, der 1887 in die Deutsche Kolonialgesellschaft aufging. Zwischen 1901 und 1914 war er Vorsitzender der Heilbronner Ortsgruppe.
[25] Vgl. Dorrmann, Michael: Eduard Arnhold (1849–1925). Eine biographische Studie zu Unternehmer- und Mäzenatentum im Deutschen Kaiserreich, Berlin 2014, S. 79. Siehe auch: Kocka, Jürgen: Bürgertum und Bürgerlichkeit als Probleme der deutschen Geschichte vom späten 18. zum frühen 20. Jahrhundert, in: ders. (Hrsg.), Bürger und Bürgerlichkeit im 19. Jahrhundert, Göttingen 1987, S. 21–63, hier S. 38.
[26] Vgl. Internes Schreiben der kgl. Württembergische Heeresintendantur zur Bewerbung Knorrs um Lieferung für die deutsche Schutztruppe in Deutsch-Südwestafrika, 1905, abgebildet in Müller, Bernhard: C. H. Knorr Nahrungsmittelfabriken Heilbronn – Werbung und Marketing. Heereslieferungen und Kriegseinwirkungen. Zwei Kapitel aus der Firmengeschichte – zwei Materialbündel für den Unterricht (Stadtgeschichte im Unterricht. Materialien für Lehrer und Schüler zur Lokalgeschichte), Heilbronn, 2. veränderte Aufl. 2020, S. 24. Siehe auch: Weckbach (1998), Knorr, S. 48.
[27] Vgl. Frey (1999), Macht und Moral, S. 72.
[28] Vgl. SMB-EM, I/MV 0765, E 1151/1898, Bl. 242: Brief Lindens an Luschan (20.01.1899): „Seine Majestät der König hat mir gesagt, dass er die Benin-Sammlung [...] sehen wolle“. Vgl. zu Linden auch: Grimme, Gesa: Provenienzforschung im Projekt „Schwieriges Erbe. Zum Umgang mit kolonialzeitlichen Objekten in ethnologischen Museen“. Abschlussbericht, Stuttgart 2018, S. 20. Linden war bis 1889 Oberkammerherr am württembergischen Hof gewesen.
[29] Vgl. SMB-EM, I/MV 0765, E 1151/1898, Bl. 212: Brief von Linden an Luschan (25.11.1898); und ibid. Bl. 229: Brief von Linden an Luschan (30.11.1898).
[30] SMB-EM, I/MV 0765, E 1151/1898, Bl. 237: Brief von Linden an Luschan (19.12.1898). Nur mit Mühe erwirkten Linden und Lampert für den Teil für ihr Museum den Direktversand. Noch am 15. Dezember stellte sich Knorr quer. Erst am Abend des 15. Dezembers bestätigte schließlich Lampert in einem Telegramm den Direktversand der Bronzen nach Stuttgart (Linden-Museum, Korrespondenzmappe Knorr, Nr. 1540, Telegramm Lamperts an Linden, 15.12.1898).
[31] Linden-Museum, Korrespondenzmappe Knorr, Nr. 1554, Brief Lamperts an Linden, 15.12.1898. Die eigentliche Schenkung erfolgte erst am 20.07.1899 (ibid. Brief Knorrs an Linden, 20.07.1899).
[32] Dürr, Friedrich: Chronik der Stadt Heilbronn Band II: 1896–1921, Heilbronn 1922, S. 29: Am 25.02.1899 hält „Karl Knorr Kommerzienrat“ beim Festmahl in Heilbronn zur Feier des königlichen Geburtstags einen Toast.
[33] Reitmayer, Morten: „Bürgerlichkeit“ als Habitus. Zur Lebensweise deutscher Großbankiers im Kaiserreich, in: Geschichte und Gesellschaft 25/1, 1999, S. 66–93, hier S. 88. Siehe auch: Heisig (2023), Kulturförderung, S. 154.
[34] Vgl. Dorrmann (2014), Eduard Arnhold, S. 153.
[35] Vgl. Bourdieu, Pierre: La distinction. Critique sociale du jugement, Paris 1979, S. 129, 137 : « convertibilité des différentes espèces du capital ». Siehe auch: Frey (1999), Macht und Moral, S. 18.
[36] Grimme (2018), Schwieriges Erbe, S. 7.
[37] Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg: 70 Benin-Objekte aus der Sammlung des Linden-Museums an Nigeria übertragen, Pressemitteilung 141/2022 vom 14.12.2022, URL: https://web.archive.org/web/20241007174648/https://mwk.baden-wuerttemberg.de/de/service/presse/pressemitteilung/pid/70-benin-objekte-aus-der-sammlung-des-linden-museums-an-nigeria-uebertragen (Abruf: 07.10.2024). Siehe auch: Joint Declaration on the Return of Benin Bronzes and Bilateral Museum Cooperation between The Federal Republic of Germany, represented by The Federal Foreign Office and The Federal Government Commissioner for Culture and the Media and The Federal Republic of Nigeria represented by The Federal Ministry of Information and Culture and The Ministry of Foreign Affairs, Berlin 01.07.2022, URL: https://web.archive.org/web/20240725164630/https://www.auswaertiges-amt.de/blob/2540404/8a42afe8f5d79683391f8188ee9ee016/220701-benin-bronzen-polerkl-data.pdf (Abruf: 07.10.2024).
[38] Die Ergebnisse zu den Benin-Bronzen werden im Museum und digital vorgestellt: https://sammlung-digital.lindenmuseum.de/en/topic/benin-restitution-as-a-process_13206 (Abruf: 30.10.2024). Auch viele andere Museen haben mittlerweile Provenienzforschungsstellen und -projekte eingerichtet.
[39] Heilbronner Stimme vom 26.02.2004. StadtA HN ZS-12972, Bl. 6.
[40] Seitdem ist
allerdings die Literatur zu den Benin-Bronzen sprunghaft angewachsen. Der Hauptfokus liegt dabei auf der Restitutionsfrage. Aus der Fülle sei beispielhaft herausgegriffen:
Savoy, Bénédicte: Afrikas Kampf um seine Kunst. Geschichte einer postkolonialen Niederlage, München 2021; Hicks, Dan: The Brutish Museums. The Benin Bronzes, Colonial Violence and
Cultural Restitution, London 2021.
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