Jede innovative Idee, so sagt man, wird in Garagen erfunden. Als wir, die Fachschaft Geschichte, beschlossen haben, einen Podcast ins Leben zu rufen, saßen wir jedoch im Keller des Hegelbaus. Podcasts sind schließlich nicht allzu innovativ. Man findet gegenwärtig zu nahezu jedem Thema irgendeinen Podcast, der versucht, dieses näherzubringen. Und gerade im Feld Geschichte gibt es wirklich viel Konkurrenz. Der Podcast „Geschichtsfenster“ ist eines dieser bekannten Beispiele für geschichtliche Podcasts. Dennoch wollte das Podcast Team der Fachschaft Geschichte Tübingen es auch einmal versuchen. Also trafen wir uns Anfang 2022 zu unserem Gründungstreffen in unserem Fachschaftszimmer U8 im Keller des Hegelbaus.
Warum nun doch ein Podcast?
Der erste Diskussionspunkt war: Was macht uns besonders? Was macht uns interessant? Sehr schnell kamen wir zu dem Schluss, dass unser Standort und unsere Beziehungen, die wir als Fachschaft zu den ansässigen Expert*innen der Geschichtswissenschaft pflegen, diese Besonderheit ist, die wir bei vielen Podcasts vermissen. Bei Dokumentarfilmen im Fernsehen sieht man sehr oft diese weit verbreiteten Interviews, in denen Historiker*innen befragt werden und ihre Expertise zum Besten geben, während sie leger auf einem Sessel sitzen, vor einem alten Bücherregal stehen oder sogar am Schauplatz des Erzählten stehen. Selbst Monty Python haben diese Interviews in ihrem Film „Monty Python and the Holy Grail“ schon veralbert. „Ein berühmter Historiker“ steht still vor einer Ruine und erzählt, bis er plötzlich von einem Ritter getötet wird, der mit einem Pferd an ihm vorbeiprescht. Bis auf dieses Beispiel haben alle anderen Interviews eines gemein: Das Bild braucht man nicht unbedingt, der Ton würde reichen. Zudem ist es natürlich immer schade, wenn die Lehrenden an der Universität spannende Themen in ihren Forschungen und Lehrveranstaltungen behandeln und diese kaum für die Öffentlichkeit zugänglich sind. Diese beiden Faktoren wollen wir mit unserem Podcast verbessern, indem wir Expert*innen interviewen und diesen damit auch für ihre eigenen Forschungsthemen eine Plattform bieten können. Diese Plattform gab es zwar zu Beginn nicht, doch ich bin stolz erzählen zu dürfen, dass wir inzwischen fast 14.000 Downloads auf unserem Podcast verzeichnen können.
Die Geburt des „Geschichtskellers“
Aber wie startet man einen Podcast? Wir haben zuerst Kontakt mit Dr. Hartmut Blum, Dozent an der Uni Tübingen, aufgenommen, damit er uns in „Folge 0“ [Externer Link zu Spotify*] Gesellschaft leisten kann und mit zwei unserer Moderator*innen – in dieser Folge waren das Luise Kleih und Tobias Rotzinger – den Zuhörenden erzählt, was denn eigentlich der Plan ist. Seitdem wurde diese Konstellation mit zwei Moderator*innen und Expert*innen für jede Folge beibehalten. Teil dieser Konstellationen waren mehrere Dozierende, Historiker*innen unserer Universität und Andrej vom Podcast „Geschichtsfenster“. Bei einer Kooperation mit Letzteren war es auch schon möglich, in Folge 4 und 5 [externer Link zu Spotify*] unseres Podcasts zusammen Mythen über das „finstere“ Mittelalter aufzuklären. Außeruniversitäre Kooperationen, zum Beispiel mit anderen Geschichtspodcasts, werden sehr bald wieder erscheinen, also freut euch darauf! Die bis jetzt behandelten Themen erstrecken sich über den kompletten Bereich der Geschichtswissenschaft: Vom „debunking“ des „finsteren Mittelalters“, bei dem wir uns auch über den „Mittelalterfilter“ unterhalten, der gerade in der Populärkultur gerne genutzt wird, um klarzumachen, wie „dreckig“ das Mittelalter gewesen sei, über frühneuzeitliche Kommunikation zwischen Jesuiten und den Ureinwohnern von Paraguay sowie eine Reise durch die Essenskultur der Frühen Neuzeit bis hin zum Staudammbau in Australien und die damit einhergehende Frage, inwiefern der Mensch in die Natur eingreifen sollte. Aber was braucht man noch für einen Podcast? Am besten einen Namen. Wir saßen also zusammen im Keller des Hegelbaus und nach reiflicher Überlegung hatten wir schließlich einen gefunden. Da wir einen Geschichtspodcast machen, musste das natürlich rein, wie sollte man diesen denn sonst finden? Zum anderen wollten wir uns auf unseren Ursprung zurückbesinnen, in unserem Fall: der Keller. So war der Name „Geschichtskeller“ geboren. Zum Glück haben wir uns nicht in einer Garage verabredet, denn unter „Geschichtsgarage“ würde man sich mehr ein zwielichtiges Antiquitätengeschäft vorstellen als einen Podcast…
Hier geht es direkt zu Folge 1 auf Spotify*:
Von der Aufnahme bis zum Upload, was steckt dahinter?
Aber an was fehlt es sonst noch? Am Equipment und am richtigen Auftritt. Equipment haben wir glücklicherweise schnell gefunden, da an der Uni Tübingen ein Aufnahmeraum bei den Medienwissenschaften existiert, den man als Student*in sehr preiswert mieten kann. Dieser geringe Preis wird zu unserem Glück vom Studierendenrat übernommen, sodass für die Fachschaft keine Mehrkosten entstehen. Die Podcastfolgen wurden bis jetzt alle dort aufgenommen und das ist natürlich auch eine sehr gute Sache, denn Podcasts, bei denen man die Leute aufgrund schlechter Mikrofone nur sehr schlecht versteht, hört man nicht gerne. Die Folgen werden nach dem Aufnehmen von unseren Cuttern Tobias Rotzinger, Matthias Zehnder, Andreas Sienz und Robin Wussler geschnitten. Dann bin ich an der Reihe und entwerfe ein Cover für die Folge, welches ich dann nach der Veröffentlichung auch auf unserem Instagram-Account @geschichtskeller.fm [externer Link zu Instagram*] hochlade. Diese ganzen Vorgänge gehen meist auch nicht so leicht über die Bühne. Deshalb ist es wichtig, eine Fachschaft hinter sich zu haben, die sich für die Themen interessiert, Eigeninitiative ergreift und anpackt. Dafür kann man durchaus dankbar sein – und selbstverständlich ist das nicht. Wir in Tübingen sind bei der Beteiligung jedoch gut dabei und sind froh, die Studierenden und viele Geschichtsinteressierte mit unserem Podcast erreichen zu können. Wer sich nun dazu angestiftet fühlt, einmal reinzuhören, findet den Podcast überall, wo es Podcasts gibt. Über eine Kritik oder Anregungen würde sich das Team sicher freuen und steht für weiter Fragen gerne bereit!
Und wenn ihr schon alle Folgen gehört haben solltet und euch nun langweilig ist, wartet entweder auf die nächste Folge, die mindestens einmal pro Monat erscheint, oder schaut auf dem Instagram-Account der Fachschaft @fs_geschichte_tue vorbei! Dort findet ihr im Feed immer mittwochs den „Meme-Mittwoch“ der Fachschaft.
Ein Beitrag von David Klumpp
Bisher erschienene Folgen:
Folge 0: Geschichtskeller stellt sich vor (mit Dr. Hartmut Blum)
Folge 1: Das Ende der Globalisierung? (mit Dr. Martin Deuerlein)
Folge 2: Staudammbau in Australien – Meisterleistung der Moderne oder Zerstörung der Umwelt? (mit Dr. Daniel Rothenburg)
Folge 3: Kommunikation und Kulturkontakt – Frühneuzeitliche Jesuiten in Paraguay (mit Ulrich Stober)
Folge 4: Das finstere Mittelalter – ein überholter Mythos ? (1/2) (mit Andrej Pfeiffer-Perkuhn von „Geschichtsfenster“)
Folge 5: Das finstere Mittelalter – ein überholter Mythos ? (2/2) (mit Andrej Pfeiffer-Perkuhn von „Geschichtsfenster“)
Folge 6: Du bist, was du isst? Eine kurze Reise durch die Essenskultur in der Frühen Neuzeit (mit Jun. Prof. Dr. Christina Brauner)
Folge 7: Das Deutsche Kaiserreich – aggressiver Unrechtsstaat oder progressives System? (mit Prof. Dr. Ewald Frie)
Folge 8: Das Lehnswesen – eine falsche Vorstellung der mittelalterlichen Machtstrukturen? (mit Prof. Dr. Steffen Patzold)
Folge 9: Der Balkan – Europas bequemes Vorurteil? (mit PD Dr. Daniela Simon)
Eine Übersicht aller Folgen direkt zum anhören gibt es zum Bespiel auf Spotify (externer Link)*
Kontakt: geschichtskeller@fspodcast.de
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