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Interview mit Dr. Petra Steymans-Kurz, Leiterin des Fachbereichs Geschichte der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart


Bild: Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart.
Bild: Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart.

Häufig stehen aktuelle politische und gesellschaftliche Diskussionen nicht im geschichtsfreien Raum. Ihre historischen Hintergründe werden oft übersehen. Der Fachbereich Geschichte der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart (externer Link) will deshalb einer breiten Öffentlichkeit historische Sachverhalte und geschichtswissenschaftliche Diskurse vermitteln – in Abendveranstaltungen, Tagungen und Seminarwochen, die durch Exkursionen ergänzt werden. Daneben betreut der Fachbereich wissenschaftliche Arbeitskreise, um ForscherInnen aus unterschiedlichen historischen Feldern die Möglichkeit zu geben, neue wissenschaftliche Ergebnisse zu diskutieren und sich zu vernetzen. Der Austausch junger WissenschaftlerInnen mit etablierten ForscherInnen ist ein wesentliches Ziel der Arbeitskreise. Die vergleichende Landesgeschichte, historische Kulturwissenschaft und die Geschlechtergeschichte bilden inhaltliche Schwerpunkte. Auf die Zusammenarbeit mit historischen Lehrstühlen, Archiven und Geschichtsvereinen legt der Fachbereich großen Wert. [1]


Bild: Dr. Petra Steymans-Kurz, Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart.
Bild: Dr. Petra Steymans-Kurz, Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart.

Liebe Frau Steymans-Kurz, Sie sind Fachbereichsleiterin der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Wie kann man sich Ihren Berufsalltag vorstellen?

Das Organisieren ist in meinem Beruf besonders wichtig. Oft sind es Tagungen, Veranstaltungen oder Seminare, die ich größtenteils mitgestalte, mit allem was dazugehört. Zum Beispiel Gelder organisieren, Tagesprogramme planen, Rechnungen schreiben, Einladungen an die Gäste versenden, bis zur Auswahl des Buffets, welches auf der Speisekarte steht. Das Ganze läuft meistens über Email-Verkehr. Ich musste in meinem Beruf lernen, klar zu filtern, was wichtig ist und was nicht. Manchmal denke ich mir, wie schön es wäre, keinen Email Account zu haben (lacht).

 

Welche Eigenschaften halten Sie in Ihrem Beruf für besonders wichtig?

Generell ist Kommunikation eine ganz wichtige Eigenschaft in meinem Beruf.  Wie ich eben schon erwähnt hatte, ist das Organisieren und Priorisieren überlebensnotwenig, aber auch ein breites Spektrum an historischem Wissen ist für mich von großer Bedeutung. Dieses Repertoire habe ich mir aber nicht nur im Studium angeeignet, sondern vielmehr im Laufe meines Berufes. Denn die Themen sind sehr vielseitig. So ging es letztens um die Klostergeschichte im Mittelalter, das Zölibat aus historischer und heutiger Sicht oder um politische Frauen im 19. Jahrhundert.

 

Was sind ihre „Highlights“ im Beruf?

Wenn die Tagung einmal läuft, dann ist alles super. Doch mein absolutes Highlight sind die Menschen selbst, die persönlichen Begegnungen. Es bereitet mir große Freude, Menschen auf der Tagung zu treffen, deren Bücher oder Aufsätze man selbst gelesen hat. Darüber intensiv zu diskutieren, macht es umso spannender. Letzens hatten wir eine Tagung zur Hexenforschung und ich war selbst überrascht, wie viele Menschen aus unterschiedlichen Ländern wie den USA, Dänemark oder Argentinien erschienen waren und welche tollen Gespräche es gab.

Bild: Dr. Petra Steymans-Kurz, Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart.
Bild: Dr. Petra Steymans-Kurz, Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart.

Wenn wir einen Blick in die Zukunft wagen würden, wie sähe Ihr Beruf aus? Gerade mit Blick auf Digitalisierung am Arbeitsplatz.

Ich finde, das ist ein schwieriges Thema, das auch uns an der Diözese sehr beschäftigt. Generell ist es von Themenschwerpunkt zu Themenschwerpunkt unterschiedlich zu sehen. Ich schätze die digitale Welt sehr und besonders für die Kommunikation ist es sehr wichtig, vernetzt zu sein. Dennoch glaube ich nicht, dass sich alles digitalisieren lässt. Denn Begegnungen und das Zusammenkommen mit Menschen haben immer einen Mehrwert, den man digital nicht erschaffen kann. Das Kennenlernen soll auch nicht wegfallen.

 

Genau kann ich also auch nicht sagen, wo die Reise hingehen soll. Nützlich finde ich zum Beispiel methodische Kniffe wie Apps oder Umfragen, die man in seine Präsentation mit einbaut. Dass wir jedoch alles auf „online“ umstellen, beispielsweise ausschließlich YouTube-Videos nutzen, um Diskussionen online zu stellen, wäre nicht sinnvoll. Ich denke also, dass durch die Digitalisierung auch vieles verloren geht, insbesondere das Persönliche, denn mein Beruf lebt von den Begegnungen, weswegen eine komplette Digitalisierung nicht notwendig ist.

 

Haben Sie noch ein paar Tipps für (Geschichts-)Studierende? Wie können sich diese auf das Berufsleben vorbereiten?

Ich finde das epochenübergreifende Arbeiten sehr relevant. Es macht wenig Sinn, sich im Studium nur starr auf einen Bereich zu spezialisieren, man muss flexibel bleiben. Ich kann nur empfehlen, die Zusatzangebote an der Uni zu nutzen. Nie wieder im Leben hat man so leicht die Chance kostenlose, tolle Fortbildungen in so vielen Bereichen zu erhalten. Das kann zum Beispiel ein Excel- oder PowerPoint-Kurs sein oder eine fachfremde Vorlesung. Hinterher im Berufsalltag wird es viel schwieriger sein, den Zugang dazu zu finden.

 

Außerdem finde ich es nützlich, Praktika zu machen. Im Studentenleben hat man viel Freiraum, den man nutzen könnte, um in gewisse Bereiche reinzuschnuppern. Auch Nebenjobs kann man sinnvoll gestalten, in dem man jene wählt, die die eigenen Stärken und Schwächen schleifen. Ich hatte damals in einem Versicherungsbüro gejobbt. Dies lehrte mich für meinen späteren Beruf eine ganze Menge. Was ist ein Aktenplan? Wie geht man damit um? Wie funktioniert Buchhaltung? Das sind alles Fragen, die ich zum Berufseinstieg für mich schon beantwortet hatte. Der Nebenjob war für mich finanziell notwendig, also warum nicht etwas Sinnvolles machen.

 

Ich glaube auch, es bringt einen immer weiter im Leben, wenn man sich in Situationen begibt, die einem unangenehm sind. Das Studium enthält in der Regel eine Menge Referate, die man halten muss. Diese kann man nutzen, um gewisse Methoden auszuprobieren. Die Universität bietet dafür einen sicheren Rahmen. Mir ging es in Mainz einmal so, als ich ein Referat im Hörsaal mit über 70 Leuten halten musste. Das war für mich neues Terrain. Im Nachhinein hat es mir sehr geholfen, noch mehr Routine für das Referieren zu bekommen. Auf solche vermeintlichen „Kleinigkeiten“ zu achten, kann ich also sehr empfehlen.

 

Ein Beitrag von Felix Dienel

Quellen zu diesem Text

 

Fußnoten:

[1] Nach: Vorwort zum Fachbereich Geschichte der Diözese Rottenburg-Stuttgart und dessen Aufgabenbereiche. In: https://www.akademie-rs.de/akademie/team/fach-und-projektbereiche/geschichte/ (externer Link, letzter Zugriff: 11.03.2020).

 

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